Margarethe Fritz-Herrmann

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Gedanken zur Malerei

In einer Kritik in der SZ zu einer Ausstellung in Berlin mit dem Titel „Painting forever“ stellt die Kritikerin Catrin Lorch die Frage: Warum plagt sich jemand, der ebenso gut mit der Videokamera oder einem Bildprogramm arbeiten könnte, noch immer mit Pigmenten und Pinselhaaren?
Für mich ist Malen "eine Art, über das Leben nachzudenken. Nachdenken ist aktiver als bloßes Betrachten. Malen ist ein Wille, die Wirklichkeit zu sehen, sich in sie zu vertiefen, an ihrer Entdeckung und an ihrem Verständnis mitzuarbeiten. Auch Malen schafft Wirklichkeit.“ (Tapies) Von der Darstellung der Wirklichkeit war die Abstraktion für mich eine natürliche Entwicklung. Maler, die mich beeinflusst haben: Monet, Turner, Tapies, Cy Twombly und Richter.

Meine Bilder sind Landschaften im weitesten Sinne. Sie sind keine Abbildungen einer realen Landschaft. Sie sind Räume, in die wir uns versenken können, unsere eigenen Landschaften erschaffen können, Raum und Zeit sind hier nicht greifbar. Es sind ungegenständliche Bilder, auf die man sich einlassen muss. Es ist wie moderne Musik, in die man sich meist erst einhören muss.

Auf den ersten Blick ist auf meinen Bildern nichts sofort Erkennbares zu sehen. Es gilt also sich Zeit zu nehmen , um zu einem eigenen Sehen zu kommen und eigene Eindrücke zu gewinnen. Bei einem gegenständlichen Bild ist die Realität abgebildet, bei einem abstrakten Bild formt sich zum Beispiel eine Landschaft, die es aber so nicht gibt.

Beim Malen von Landschaften stehen immer die gleichen Formen zur Verfügung: horizontale Formen stehen für Meer. Flüsse, Wiesen, Wolken, vertikale Formen erscheinen als Bäume, Häuser, Felsen; Lichtspiegelungen evozieren Wasserflächen oder Felder. Viele dieser Bilder bleiben bewusst ohne Titel, um den Betrachter in seinem eigenen Sehen nicht zu beeinflussen, seine eigenen Landschaften zu entdecken: Innenräume, unbekannte Welten, geträumte Paradiese, neue Galaxien.

Wie entstehen meine Bilder?
Meine Bilder sind in Öl oder Acryl gemalt und entstehen durch einen Farbauftrag in mehreren Schichten, die teils mit dem Pinsel, aber auch mit anderen Mitteln auf die Leinwand gebracht werden. Ich schichte, baue Schichten wieder ab und neu auf, bis nichts mehr zu tun ist. Skizzen oder Fotos verwende ich nicht, höchstens von mir gefertigte Farbkombinationen. Die Bilder entstehen durch den Prozess des Malens. Der eigentliche Prozess beginnt da, wo ich mir überlege, was ich mache – das ist das, was am meisten Zeit beansprucht. Die Vorbereitung der Leinwand ist eine handwerkliche Tätigkeit, die einen sanft auf das Malen vorbereitet. Der erste Pinselstrich kann fatal sein und auf üble Weise mitspielen, so dass eine ganze Vorstellung aus meinem Inneren ins Wanken kommt. Das kennt jeder Maler, deshalb mit Valentin gesagt: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit". Das Bild wird dann solange bearbeitet, bis ich sagen kann: es ist fertig. Dies kann mitunter auch Jahre dauern.

Mein Titel: „so nah – so fern“ bezieht sich direkt auf meine Bilder, auf Nähe und Weite, die sich durch Licht und Dunkelheit ergeben, jedoch auch auf den Prozess des Malens: so nah die Vorstellung und so fern das fertige Bild.

Margarethe Fritz-Herrmann


Gedanken zu meiner Installation "Literatur" zum Internationalen Frauentag am 8. März 2013

Bücher haben mich mein ganzes Leben lang begleitet und inspiriert. Schon als Kind war für mich das Buch etwas sehr Wertvolles, das man als Geschenk zu Weihnachten bekam und ich habe meine Freundin immer beneidet, die regelmäßig neue Bücher bekam. Meine Lieblingsbücher haben viele Umzüge überstanden und manche besitze ich noch heute.

Für meine künstlerische Arbeit bedeuteten die Bücher Inspiration für Themen und Titel, nur um einige zu nennen, wie Baudelaire, Voltaire, Rimbaud, Balzac, Guy de Maupassant, Lermontow, Dostojewski, Tolstoi, Briefe von van Gogh, Handke, Bernhard und viele Künstlerbiografien. Ein ganzes Universum an Erfahrungen, die man im realen Leben gar nicht machen kann und Empfindungen, die man selber nicht in Worte fassen kann, sind prägend geworden für meine künstlerische Entwicklung und Entfaltung.

Umso mehr beobachtete ich die Entwicklung der E-Books, die dazu führen könnte, dass es eines Tages keine Bücher mehr gibt. Der Verlust der Bücher muss zwar nicht unbedingt zum Leseverlust führen, denn es gibt ja viele positive Effekte, aber niemals kann das elektronische Buch das ersetzen, was die Haptik eines neu aufgeschlagenen Buches mit dem schön gestalteten Umschlag, den ersten leeren Seiten und dem Geruch des Papiers dem Liebhaber von Büchern bedeutet.

Meine Installation zeigt künstlerisch eingewickelte Bücher, die wie Mumien eine Art Konservierung erhalten haben, sozusagen haltbar gemacht werden für eine Zeit, in der nur noch Geschichtsbücher über die Zeit sprechen, in der es für jeden erschwinglich Bücher gab. Es ist also eine „Saudade“ an das BUCH.

Margarethe Fritz-Herrmann Installation